Ein Besuch im Internationalen Museum Hamburg (IMMH)
Im September 2012 nahmen wir an der Veranstaltung „Modellbau live“ in Neumünster teil. Dort lernten wir Helmut Kohls kennen, der erzählte uns dass er sich ehrenamtlich in der Modellwerkstatt des IMMH engagiert und lud uns zu einer Führung ins Museum ein.
Es dauerte eine Weile bis wir endlich die Zeit fanden nach Hamburg zu fahren. Im Januar war es dann soweit, da Helmut nichts dagegen hatte nahmen Holger und Andrea, Freunde aus Hamburg auch an der Führung teil. Im Museum angekommen wartete Helmut bereits und begann uns erst mal mit Informationen über die Geschichte des Gebäudes und des Museums zu füttern.
Der Kaispeicher B ist der älteste erhaltene Speicher Hamburgs, er wurde nach den Plänen von Emil Meerwein und Bernhard Georg Jacob Hannssen 1879 erbaut. Für das Fundament wurden tausende Eichenpfähle im den feuchten Untergrund gerammt. Ursprünglich war der Bau ein Getreidesilo, wurde aber bereits 1884 zu einem Bodenspeicher umgebaut. Das Backsteingebäude ist an zwei Seiten von Wasser umgeben. In dem zehnstöckigen Speicher wurde überwiegend Getreide, Kaffee und Tee gelagert, der über Winden in kleinere Boote verladen wurde um dann über Flüsse und Kanäle ins Binnenland zu gelangen.
Das Museum entstand aus der Sammlung von Prof. Peter Tamm, der bereits mit sechs Jahren angefangen hatte Schiffsmodelle zu sammeln. Das Museum wird von der „Peter Tamm sen. Stiftung“ betrieben, die über 40.000 Schiffsmodelle, 1000 Großmodelle, 50.000 Konstruktionspläne, 5.000 Gemälde und Grafiken, mehr als 2.000 Filme, 1,5 Millionen Fotografien, 120.000 Bücher und zahlreiche nautische Geräte, historische Uniformen, Militaria und maritime Objekte besitzt. Wir machten uns auf in die erste Etage, die im Museum ganz seemännisch „Deck“ genannt wird, um die Modellwerkstatt zu besichtigen. Dort erwarteten uns noch weiter drei Modellbauer, auch sie restaurieren ehrenamtlich Modelle. Insgesamt engagieren sich neun Leute in der Werkstatt, die an unterschiedlichen Tagen vor Ort sind. Die gut ausgestattete Werkstatt ist für die Besucher einsehbar. Hier werden Modelle neu gebaut und die vielen, teilweise sehr wertvollen Modelle restauriert und instand gehalten. Besonders die Modelle im Maßstab 1:1250 dürften eine besondere Herausforderung darstellen, es ist schon bemerkenswert mit wie viel Geduld die Jungs da winzige Rettungsboote bauen und ersetzen. Auch die Takelung vieler Segelschiffe zu reparieren ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Mir wäre das zu fummelig. Aber nicht nur an den Modellen wird gearbeitet, in der Werkstatt entstehen auch Dioramen und Zubehörteile für die Ausstellung.
Viele kleine Schiffe
Welchen Spaß die Männer dabei haben, kann man z.B. an zwei lebensgroßen Hafenarbeitern sehen. Aus einfachen Schaufensterpuppen sind lebensechte Figuren entstanden. Selbst das Schwarze unter den Fingernägeln ist vorhanden. Nach dem Besuch bei den netten Modellbauern begann Helmut uns über die einzelnen Decks zu führen, es ist beeindruckend was er alles über die Modelle und die Seefahrt weiß.
Nachdem wir schon mit Informationen vollgestopft waren, führte uns der Weg in das Magazin. Nur etwa die Hälfte aller Exponate ist im Museum ausgestellt. Das Magazin ist voll mit sehenswerten Modellen, Bildern und anderen maritimen Objekten. Wenn man dann noch die unrestaurierten Sachen ausstellen wollte, bräuchte man bestimmt einen zweiten Kaispeicher. Auf dem Weg zurück in die Ausstellung begegneten wir kurz Prof. Tamm, der mit seinen 84 Jahren noch nahezu jeden Tag sein Büro im Museum aufsucht. Schiffsmodelle zu sammeln hält offensichtlich jung.
Nach vier Stunden Führung brauchten wir dringend eine Kaffeepause im Bistro, aber bereits nach einen halben Stunde drängte uns Helmut zum Aufbruch. Er hatte uns noch lange nicht alles gezeigt. Der Mann ist wirklich mit Leidenschaft dabei, er führte uns noch weitere zwei Stunden durch das Museum. Besonders die Schatzkammer ist beeindruckend, dort befindet sich auch das wertvollste Modell, Kolumbus Schiff „Santa Maria“ aus Gold und Platin, hergestellt von einem Hamburger Juwelier. Uns interessierten besonders die Knochenschiffe. Diese Modelle wurden von Kriegsgefangenen im 18. Und 19 Jahrhundert aus Tierknochen geschnitzt. Von diesen Modellen gibt es weltweit nur ca. 100 Stück, etwa fünfzig davon sind heute im IMMH.
Um das IMMH ausführlich zu besichtigen braucht man bestimmt drei Tage oder mehr. Die Exponate sind nicht nur einfach ausgestellt, durch die Art der Präsentation wird die Bedeutung der Seefahrt für die einzelnen Epochen deutlich. Das hat uns gut gefallen. Wir werden bestimmt wieder kommen. Nochmals vielen Dank an das IMMH, an die Modellbauer und natürlich einen besonderen Dank an Helmut Kohls.
Mehr Information gibt es auf der Webseite des Museums https://www.imm-hamburg.de