Dekadenz und Design oder so…
Das Boot wurde komplett im CAD (Solidworks) geplant. Ich wollte diesmal auch ein wenig was fürs Auge bauen, es sollte alles sehr aufgeräumt sein und auch im inneren etwas „spacig“ wirken. Also anstatt graues, diesmal rotes PVC und die Spanten etwas abgespeckt und optisch aufgehübscht. Als Energiequelle kommen 16 LiFePo-Zellen 10Ah zum Einsatz, was eine Bordspannung von etwa 26V bei 20Ah ergibt. Der Platz ist da, also Akkus rein anstatt Blei. Das Ganze auch wieder als Modul auf Aluschienen gelagert. Der Akku kann so komplett herausgezogen werden und hat außen keine Kabel. Die Abstandhalter sind sehr dekadent in Kohlerohr mit Abstandhaltern aus GFK entstanden, im Inneren die bewährte M6 Gewindestange. Alles ist in Module unterteilt, was der Wartungsfreundlichkeit entgegen kommt. Damit der Verschlussring später auch mit der Welle und den Ruderachsen fluchtet, wurde eine Lehre angefertigt, die auf der Antriebswelle verschraubt werden kann. Diese trägt auch gleichzeitig die Löcher der Ruderachsen, somit fluchtet alles zwangsläufig und kann in einer Runde eingeklebt werden. Für solche Verklebungen nutze ich Endfest 300 und tempere die Verklebungen bei ca. 60°C. Im Turm geht es ohnehin recht eng zu, erschwerend kommt hinzu, das die A17 gleich 2 doppelwirkende Ausfahrgeräte hintereinander hat. Die 2. Stufe sollte ebenfalls pneumatisch ausfahren, also war hier einiges an Zeichenarbeit im Vorfeld zu erledigen.
Das Querstromruder
Durch die Länge des Bootes war der Einbau eines Querstromruders obligatorisch. Die letzten Boote hatten jeweils 2 oder 4 Campingpumpen von „Reich“ im Einsatz. Diese fördern etwa 18l/min und drehen ein schweres Pressluftboot ausreichend schnell. Da diese in den letzten Jahren horrend teuer geworden sind und sehr Platzfressend im ohnehin engen Heckteil, musste eine Alternative her. Bestenfalls mit Brushless, klein aufbauend und leistungsstark. Nach langer Suche blieb nur der Eigenbau, was den Vorteil hatte, den Motor direkt ans Bordspannungsnetz anpassen zu können. Nach dem Aufbau des Prototyps wurde dieser ausgiebig getestet. Der Wasserdurchsatz liegt bei etwa 22l/min und einer Stromaufnahme von unter 2A im Vollastbetrieb. Der Pumpenkörper besteht aus einem Abfallstück CFK Rohr, die Platten und Ringe sind 2mm GFK, das Strahlrohr ist ebenfalls aus CFK. Der Rotor hier noch zum Testen aus Alu, wurde dann final aus Messing hergestellt. Abgedichtet ist alles mit einem Lippring und im Pumpenkörper mit einem O-Ring.
Das Deck
An meinen letzten beiden Booten war das Deck als ein einziges Teil ausgeführt und konnte komplett abgenommen werden. Es verbleibt nur ein kleines Bug- und Heckstück auf dem jeweiligen Ende. Das A-17 Deck sollte etwas anders aufgebaut werden. Das Mittelteil wird dreiteilig, so kann später einfach der Turm abgenommen werden. Vorteil hierbei ist, das es kein sehr langes Deck gibt, das nicht ganz sauber aufliegt und eine unschöne Deckskante erzeugt. Ein Nebeneffekt ist, das ein kleines Teilstück besser zu handhaben ist. Nachteil sind natürlich weitere Trennstellen im Decksverlauf. Damit dieser Nachteil keiner ist, muß genau gearbeitet werden, um keine Spalte entstehen zu lassen. Zwecks Wartung sollten die „festen“ Deckteile dennoch abnehmbar sein. Daher habe ich unterhalb des Decks mehrere Spante aus 1mm GFK eingeplant. Davon fixiert einer das Deck, der Zweite dient als Verschraubung. Ein paar Bilder beschreiben besser das Vorgehen und die Ausführung der Teile.
Der Haupttank
Am Haupttank kann nichts wesentliches verändert oder verbessert werden. Die Stromdurchführungen verlaufen anders als bei meinen älteren Booten im Trockenbereich, der Rest bleibt so, wie damals von Lothar Menz entwickelt. Eingeklebt wird der Tank inzwischen mit Dekasyl, Sikaflex hatte in der Vergangenheit des Öfteren Ärger bereitet. Der Tank selbst hat umlaufen eine Nut, in der sich die Masse verteilt. Gehalten wir alles von VA-Schrauben die rundum eingedreht werden. Die Masse selbst wird durch die Schraublöcher eingespritzt, bis sie zum nächsten Loch austritt, also alles wie immer…
Magnete und andere Unsichtbarkeiten
Der Verschluß des Turms mußte nun auch gebaut werden, um das restliche Deck zu verkleben. Ich wollte das möglichst unsichtbar haben, also kam im hinteren Teil ein Passtück mit Magneten zum Einsatz und vorne ein Schraubverschluß. Das Drehteil vorne beherbergt eine gegen herausfallen gesichert die Schraube. So kann der Turm einfach aufgesetzt werden und wird dann mit nur einer Schraube gesichert. Die Magnete halten alles in Position. Im nächsten Schritt wurden auch gleich die verbliebenen Löcher der Tankschrauben verspachtelt. Damit die Oberfläche glatt wird sind mehrere Schleifgänge nötig was einiges an Zeit frisst. Ob alles sauber verschliffen ist zeigt spätestens die Grundierung….
Massenweise Drehteile und Kolben
Eines der zeitintensivsten Bauteile stellen die Ausfahrgeräte, oder kurz AFG dar. Der A17 Turm ist nach oben sehr schmal und muss 7 Pressluftzylinder beherbergen. 2 davon sind doppelwirkend, also alles andere als einfach zu bauen. Insgesamt gibt es über 30 Drehteile verschiedenster Größe und Form in und an den Zylindern. Die Zeichnungen dazu habe ich mehrfach angepasst und verbessert, bis alles im CAD passte. Anschließend wurde eine Testplatte aus Sperrholz gefertigt um die Passung zu überprüfen. Schlussendlich konnte dann die eigentliche Platte in 6.5mm GFK gefräst werden. Die einzelnen Masten habe ich in Baugruppen unterteilt und daraus Fertigungszeichnungen erstellt, nach denen die Drehteile hergestellt werden konnten.
Speziell die doppelstufigen FM Masten sind sehr arbeitsintensiv. Insgesamt besteht jeder Mast aus über 20 Drehteilen. Die Dichtheit kann allerdings erst nach dem kompletten verkleben der Anschlüsse getestet werden, aber ich bin guter Dinge das alles funktioniert. Die Überströmkanäle (zum Einfahren der 2. Stufe) der 2. Stufe bestehen aus 2mm Messingrohr, das mit einem kleinen Messingfrästeil jeweils 90° gebohrt und anschließend auf die Manschette verlötet ist. Sehr fummelig und für mich so das kleinste was ich bisher an Druckluftbauteilen hergestellt habe.